Freitag, 17. Juli 2009

Palibe wutu!!!

Sorry erstmal, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, aber hier ist auch so einiges passiert! Und dafuer gibt es gleich zwei Eintraege

Weiss gar nich wo ich anfangen soll...Also ich bin immer noch bei der Organisation Smiling Kids Zambia und ich fuehle mich richtig wohl hier. Die Kinder haben sich an mich gewoehnt und nachdem wir jetzt auch ein paar indoor spiele haben und ich die Zeit mit spielen mit ihnen verbringe, hat sich auch ein richtig toller Kontakt zu ihnen aufgebaut. Ausserdem unterstuetze ich die Trainer beim Fussball, wer haette gedacht, dass aus mir nochma nen Fussballtrainer wird J Das heisst wir haben immer verschiedene Stunden, welche ich vorbereite und wo wir dann drueber sprechen. Das heisst, ich erzahle ihnen etwas ueber das Training eines Torhueters, erste Hilfe im Sport, Trainingsplanung und-gestaltung etc. Ausserdem sind die Handballtore jetzt bald fertig, das heisst auch in Smabia wird bald richtig Handball gespielt

Natuerlich hatte unsere Drama group auch wieder verschiedene Aktivitaeten, wo sie wieder wahnsinnig toll getanzt haben, kann es immer noch nich glauben wie die kleinen ihre Hueften bewegen koennen...Wir waren beim Day of an african Child and VCT- Day. VCT heisst voluntary counselling and testing und promoted im Prinzip, dass die Leute sich auf den HI- Virus testen lassen.

Ja ausserdem „Alltag“, der sich auch fast jeden Tag aendert, habe ich noch Erfahrungen mit der sambischen Polizei machen muessen und dass ein Inder mich gerne als seine Frau oder aehnliches kaufen wollte.

Nun aber zu der Geschichte mit der Polizei, der anscheinend nicht vorhandenen Menschenrechte und dem fuer mich zweifelhaften Rechtssystem.

Also vor ca. 3 Wochen wurde das Fahrrad von meinem Arbeitskollegen geklaut. Wir waren abends noch unterwegs auf nen Bierchen und anschliessend haben wir ein Taxi genommen zu meinem Haus und dann wollte er mit dem Fahrrad nach Hause radeln. Das Fahrrad hat sich also im Kofferraum des Taxis befunden.

Leider war mal wieder das Tor geschlossen (Sicherheit, vor den DiebenJ) Das heisst mein Arbeitskollege ist auch rausgekommen, um irgendwie zu versuchen das Tor auf zu bekommen, in dieser Zeit hat der Taxifahrer den Rueckwaertsgang eingelegt und is samt Fahrrad abgeduest!!!

Ja da standen wir dann, ich musste ueber die Mauer klettern und er musste zu Fuss in meiner nicht ganz so sicheren Gegend zu nem Freund laufen um dort zu schlafen...bis nach hause zu ihm haette es wahrscheinlich mind. 3 Stunden gedauert.

Zuerst dachten wir, dass der Fahrer vielleicht Angst hatte, weil die Woche davor innerhalb von einer Woche 6 Menschen umgebracht wurden...aber leider war das Fahrrad nirgendwo auffindbar und auch bei der Polizei wurde es nicht abgegeben...

Also sind wir am naechsten Tag zu der Polizei und haben ihnen davon berichtet.

An dem Tag, als wir das Taxi gebucht hatten, haben wir mitbekommen, dass ein anderer unseren Taxifahrer wohl kennt. Dieser war dann unsere Hoffnung, den Fahrer wieder zu finden und somit evt. Auch das Fahrrad, denn von der Polizei konnte man leider nix erwarten, sie meinten, dass sie uns helfen koennen wenn wir(!) ihnen diesen Typen bringen!!! Generell ist es auch so, wenn zum Beispiel irgendwo eingebrochen wurde, dass die Polizei dort nicht hin kommt, sondern du irgendwie nen Auto oder Taxi fuer sie arrangieren musst, damit sie sich die Spuren des Einbruchs angucken und anschliessend bist du dafuer verantwortlich, dass du sie wieder zur Polizeistation bringst!!!

Nagut, wir haben uns also auf die Suche nach dem Dritten gemacht, der evt. Informationen fuer uns haben koennte...Dieser fangt aber immer erst ab 19Uhr an zu Arbeiten (verkauft illegal Benzin am Markt), was bedeutet wir sind fast jeden Tag um spaete uhrzeiten dorthin um diesen Menschen zu treffen. Nach ca. 1 ½ Wochen, konnte er uns dann das Nummernschild sagen und hat uns die Telefonnummer von dem Taxifahrer gegeben. Das war dann schonmal nen kleiner Erfolg, nach einigem hin und her...Am naechsten Tag waren wir gerade unterwegs und sehen bei der Polizei zufaellig dieses Auto stehen (mit dem uns gegebenen Nummernschild) und es stand dort, wo normalerweise die Fahrzeuge stehen die von der Polizei konfisziert wurden.

Wir sind dann dort quasi reingestuerzt J zur Verkehrspolizei und sie haben uns bestaetigt, dass sie die Schluessel fuer das Auto haben und der Besitzer wohl in den naechsten Stunden kommt um die Schluessel zurueck zu bekommen (nachdem er Strafgeld bezahlt hat, das Auto hat als Taxi operiert ohne Registrierung). Ein paar Stunden spaeter hat dann tatsaechlich die Polizei angerufen und als wir ankamen fanden wir den Besitzer des Auto dort. Wir haben den Fall geschildert, dass mit diesem Auto das Fahrrad gestolen wurde und der Polizist hat dem Besitzer klar gemacht, dass er die Schluessel fuer das Auto wieder bekommt, wenn er den Typen bringt, der damals das Auto gefahren hat und wir das Fahrrad zurueck haben...

Es war mittler Weile Mittagszeit und der richtige Autobesitzer und der damalige Taxifahrer sind endlich eingetroffen. Mein Arbeitskollege und ich haben ihn tatsaechlich wieder erkannt. Er hat natuerlich alles abgestritten und leugnete, dass er an diesem Abend unterwegs war und uns gefahre hat, gluecklicherweise hatten wir ja die Telefonnummer von ihm und da hatte dann ein kurzer heimlicher Anruf und seine Antwort genuegt um zu bestaetigen, dass er es tatsaechlich war. Daraufhin wurde er dann erstmal in die Zelle geschickt und wir wurden an den naechsten Polizeibeamten weitergeschickt. Die Absprache, dass die Besitzer das Auto erst wieder bekommen wenn mein Arbeitskollege das Fahrrad zurueck hat, bestand immer noch. Das heisst, so langsam starteten die Verhandlungen mit den Besitzern, da das Fahrrad natuerlich nicht mehr auffindbar war und wohl schon verkauft wurde.

Der naechste Beamte hatte uns in Room 19 (habe erst spaeter erfahren welchen Ruf dieser Raum hat...) dann die komplette Aussage meines Arbeitskollegen aufgenommen usw.Wie gesagt es war Mittagszeit und somit war das Buero relativ leer. Ein anderer Beamter hatte unser Problem mitbekommen und als er erfahren hatte wer schliesslich der Dieb war, hat er sofort angeordert, dass dieser aus seiner Zelle geholt wird und hat ihn zu sich bestellt. Der Dieb ist dort ein alter Bekannter und hat schon so einigen Mist dort gebaut! Ok der Dieb kam also rein und hat sich sofort auf den Boden gesetzt (es waere auch eine Bank frei gewesen) mit ausgestreckten Beinen, ich vermute er kennt dieses Prozedere schon und wusste was jetzt auf ihnen drauf zu kommt. Die Polizisten, drei an der Zahl haben nun alle auf ihn eingeredet, da er immer noch abgestritten hat, dass er das Fahrrad geklaut hat (obwohl die „Beweislage“ eindeutig war). Sie wollten von ihm die Wahrheit hoeren...Schliesslich hat sich dann einer der Polizisten so eine Art halbrunden Hartgummischlauch genommen, sich neben ihn gesetzt und ihn mehrmals gefragt ob er es immer noch abstreitet und ihm gedroht, dann hat der Typ auch schon den ersten Schlag auf die nackten Fuesse bekommen. Mir wurde schlagartig schlecht und konnte echt nicht glauben, was dort gerade passiert. Dann haben uns die Beamten vor die Tuer geschickt, wir sollen doch bitte draussen einen Moment warten. Dann haben sie die Tuer geschlossen und ich konnte nur noch schreckliche Schreie und Schlaege hoeren. Alle anderen um mich herum haben ueberhaupt keine Reaktion gezeigt, woran ich dann schliesslich gemerkt habe WIE normal das hier anscheinend ist.

Nach ca. 5 min. Wurden wir dann wieder reingeholt und der Anblick des Diebes sprach mehr als 1000 Worte...Er hatte heftig angefangen zu weinen und somit folgten dann auch die psychischen Schlaege. Das Buero war nun wieder voll und sie haben sich alle ueber ihn lustig gemacht, z.B. Schaut euch das an, so sieht jemand aus der wirklich richtig gluecklich ist! Etc. Da der Dieb das aber immer noch nicht zugeben wollte, hat der eine Beamte ihm ein Ultimatum gestellt. Er hat ihm 6 Stunden gegeben um genau drueber nach zu denken und dann kommt er ihn in seiner Zelle besuchen... Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was da passieren wuerde. Also ich war echt froh nachdem die ganze Aussage endlich geschrieben war und wir dann diesen Raum und die Station verlassen durften! Daraufhin folgten dann die Verhandlungen mit den Autobesitzern und da es schon relativ spaet war, hatten wir uns dann auf eine bestimmte Geldsumme geeinigt, von dem sich mein Arbeitskollege ein neues Fahrrad kaufen konnte. Das heisst, kurz vor Sonnenuntergang (was ja hier schon gegen 18Uhr istJ), sind wir wieder hin und haben dem Beamten von unserer Vereinbarung berichtet, er hat das Geld gezaehlt usw. Und die Besitzer haben schliesslich ihre Autoschluessel zurueck bekommen. Damit war dann der ganze Tag gelaufen und naechsten Morgen sollten wir noch einmal hin, um son Zettel zu unterschreiben, dass der Dieb entlassen wird, da es an diesem Tag schon zui spaet war. Das heisst, mein Kollege war zufrieden und die Besitzer hatten ihre Autoschluessel wieder und damit schien auch der Fall fuer den Dieb erledigt gewesen zu sein...

Nagut, wir sind dann also naechsten Morgen wieder hin, allerdings konnten wir nix unterschreiben, da der Dieb nicht mehr dort war sondern im Krankenhaus!!!

5 Tage spaeter, konnten wir die Sache, mit einer Unterschrift, aber andlich beenden, wir mussten dem Polizisten noch ein bisschen Geld zu stecken, mein Kollege hat ein neues Fahrrad und die Besitzer ihr Auto zurueck.

Das ich diese Erfahrung machen durfte/musste hat mir gezeigt, dass es doch im sambischen Rechtssystem so einige Probleme gibt und das mit den Menschenrechten tatsaechlich nicht so ernst genommen wird. Ca. 100m entfernt von der Polizei station ist die Anlaufstelle, wo man sich ueber solche Misshandlungen von Seiten der Polizei beschweren kann etc., aber ich vermute dort werde sich nicht viele Leute sehen lassen...Das so live und hautnah mit zu erleben, hat mich wieder ein bisschen naeher zu der Realitaet Sambia gebracht. Ich habe das Gefuehl, je laenger ich hier bin, desto tiefer bekomme ich einen Einblick, wo hier tatsaechlich die Probleme liegen und wie verzwickt das eigentlich alles ist und es nicht mit einem Fingerschnippsen erledigt sein wird.

2 Kommentare:

Margit hat gesagt…

Hallo Julia,
ja das ist halt auch mal die andere Seite von Sambia. Ja das glauben wir dir das diese Erfahrung für dich sehr erschreckend gewesen sein muß. Aber son Menschenleben ist dort nicht sehr viel Wert, mann kann es auch daran erkennen das die medizinische Hilfe nicht vorhanden ist. Für uns persönlich war auch sehr erschreckend das unsere Generation in diesem Land fast ausgestorben ist und wir haben Menschen kennen gelernt die sich gefreut haben das wir noch leben. In diesem Land gibt es mehr Kinder wie Erwachsene. Viele Kinder sind dadurch Halbweisen oder sogar Vollweisen. Ja und ein Menschenrechtssystem gibt es dort noch nicht, aber wir wollen mal hoffen das in einigen Jahren auch dort in diesem Land es mal vorhanden sein wird.
So Julia nun warten wir schon wieder auf dein nächsten Bericht und hoffen du hast dann auch mehr positives zu berichten.
Wir denken und umarmen Dich.
Liebe Grüße von deiner kleinen Familie aus Berlin

carolin hat gesagt…

soo liebes julchen, jetzt wirds mal wieder zeit für neuigkeiten. nachdem ich dich nicht schon nächste woche in berlin besuchen kommen kann, und du noch soo lange dort unten steckst, musst du uns wenigstens auf dem laufenden halten, gelle??
ich hoffe dir geht es gut und du bist schon fit in allen möglichen tribe-sprachen!
drückerle zu dir runter!!!
carö